Ernst Landsberger, Witzgallstraße 1 in Leipzig-Reudnitz

Ernst Landsberger wurde am 14. Dezember 1915 in Werdau (Sachsen) geboren. Bis Anfang der 1930er Jahre lebt er bei seinen Eltern in Weißenfels in der Leipziger Straße 19, bevor er nach Leipzig übersiedelt. Sein Vater ist August Elias Landsberger, geboren am 26. Mai 1892 in Hohenkirchen (Thüringen), von Beruf Händler, dessen weiteres Schicksal unbekannt ist. Seine Mutter ist Mathilde Landsberger, geb. Lauenburger, geboren am 11. März 1895 in Bennewitz bei Grimma. Sie arbeitete als Artistin. Sie wird im März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und dort am 28. September 1943 ermordet.

Ernst Landsberger lebt zusammen mit Anna Lauenburger, geboren am 12. August 1907 in Berlin. Sie wird am 24. Januar 1940 verhaftet und in die Konzentrationslager Buchenwald und Ravensbrück deportiert. Zudem muss sie in den KZ-Außenlagern Schlieben, Taucha und Altenburg Zwangsarbeit für das Rüstungsunternehmen Hugo Schneider AG (HASAG) leisten. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

Das Verzeichnis der im Stadtgebiet wohnenden [Z*] nach dem Stande vom 15. Juni 1936, angefertigt für die Kreisleitung der NSDAP Leipzig, enthält 153 Namen und die Adressen der zu dieser Zeit in Leipzig in Wohnwagen lebenden und zumeist einem Wandergewerbe nachgehenden Roma und Sinti. Auch Ernst Landsberger und Anna Lauenburger sind dort verzeichnet. Sie leben zu dieser Zeit neben weiteren Roma und Sinti auf einem Wohnplatz im Bereich der heutigen Witzgallstraße 1, damals Mariengasse 5.

Bereits 1927 und 1932 werden in Altranstädt und Merseburg die Fingerabdrücke des noch jugendlichen Ernst Landsberger von der Polizei registrierst. Im April 1935 legt das Polizeipräsidium Leipzig eine Akte über ihn an. Er wird von der Kriminalpolizei Leipzig fotografiert, seine biografischen und biometrischen Daten werden erfasst und es werden erneut seine Fingerabdrücke genommen. Ernst Landsberger ist unbescholten, seine Straftabelle ist leer und er hat keinen Eintrag. In seiner Akte heißt es explizit: „Gegen Landsberger liegt hier nichts vor. […] Vorstrafen oder sonst Nachteiliges ist über ihn nicht bekannt.“

Am 24. Juli 1942 wird er im Kreis Chemnitz verhaftet und in das KZ Gusen (heute Österreich), von dort am 13. April 1943 in das KZ-Außenlager Wiener Neudorf deportiert. Wiener Neudorf ist eines der Außenlager des KZ Mauthausen und gehört zum Betrieb der Flugmotorenwerke Ostmark in Guntramsdorf sowie weiterer Produktionsstätten, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit leisten müssen. Ernst Landsberger wird zunächst als Landarbeiter, später als Hilfsarbeiter und seit Ende August 1943 als Monteur und Facharbeiter eingesetzt.

Am 5. Oktober 1944 gelingt ihm die Flucht aus dem KZ. Auf der Vorderseite seiner Häftlings-Personal-Karte steht mittig mit Bleistift geschrieben: „Geflüchtet am 5.10.44“. Sein weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

 

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Entrechtet, deportiert, ermordert