Sinti-Mausoleum, Karl-Meißner-Straße 43 in Halle-Osendorf

Die kleine Kapelle ist – nach derzeitigem Wissensstand – das wohl einzige Gebäude, das Sinti in Mitteldeutschland erbaut haben. Errichten lies es der in Österreich geborene Josef „Nauni“ Weinlich für sich und seine Familie.

In Osendorf hatten Anfang des 20. Jahrhunderts fahrende Sinti mit ihren Wagen regelmäßig ihr Winterquartier aufgeschlagen. Manche Mitglieder der Gemeinschaft hatten auch einen festen Wohnsitz im Ort, zu denen auch Weinlich zählte. Der Pferdehändler aus der Regensburger Straße war in einem der Halleschen Adressbücher der damaligen Zeit verzeichnet. Ihm wird eine wichtige Rolle in der Sinti-Gemeinschaft nachgesagt.

Josef Weinlich starb 1915 und seine Beerdigung fand, unter der Teilnahme vieler Sinti, nach traditionellem Ritus statt. Dabei soll beim Totentrunk Bier auf dem Boden ausgegossen worden sein, um es im übertragenen Sinne dem Verstorbenen unter der Erde zuzuführen.

Kurze Zeit nach seinem Tod wurden in der Kapelle noch zwei seiner Enkel bestattet. Das Mausoleum ist einsturzgefährdet und baufällig, weshalb bereits vor einigen Jahren die beiden Kindersärge aus der Gruft geborgen wurden. Weinlichs Sarg liegt noch bis heute fest verankert in der Grabkammer.

Der Zeit-Geschichte(n) e.V., die Gedenkstätte Roter Ochse, die Stadt Halle und der Romano Sumnal e.V. wollen das Mausoleum retten und dort einen Ort des Gedenkens für die verfolgten Sinti in und um Osendorf schaffen.